Zucker als Energiequelle!

In Österreich leidet jeder Zehnte an Diabetes, 90 Prozent davon an Diabetes Typ 2 (Quelle: Gesund Leben – Das Magazin der Ärztekammer für Wien 07+08/2020). Meist ist ein ungesunder Lebensstil die Ursache. Ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel können zu Übergewicht führen. Durch die wachsende Zahl an Übergewichtigen ist Diabetes Typ 2 zu einer Volkskrankheit geworden.

“Zucker zu haben“ war vor einiger Zeit eine Alterserscheinung, es wurde einfach leichtfertig hingenommen. Jetzt leiden schon Schulkinder unter Diabetes Typ 2. Das muss aber nicht sein!

Diabetes

Warum braucht unser Körper Zucker, oder vielmehr Kohlenhydrate?
Kohlenhydrate liefern unserem Körper Energie. Jede Zelle und jedes Organ benötigen Energie. Den größten Energieverbrauch im Körper haben das Gehirn und die Muskulatur. Auch für die Abwicklung verschiedener Prozesse im Körper wird Energie benötigt, wie z. B. die Verdauung oder das Immunsystem.

Kohlenhydrate sind dabei die erste, weil leichtest verfügbare Energiequelle, obwohl Energie auch aus Fetten und Eiweißen gewonnen werden kann.

Das Problem ist, dass wir generell zu viel essen und vor allem zu viel Kohlenhydrate zu uns nehmen. Die Ursache für Übergewicht liegt aber nicht allein im ungesunden Essen, sondern in der Kombination mit Bewegungsmangel. Es geht um die Energiebilanz in unserem Körper. Wir nehmen Energie durch Nahrung auf und verbrauchen Energie im Ruhezustand für die Aufrechterhaltung körperlicher Prozesse (der sogenannte Grundumsatz) oder zusätzlich für körperliche Aktivität (der sogenannte Leistungsumsatz).

Eine negative Energiebilanz aus zu hoher Energieaufnahme versus zu geringem Energieverbrauch hat mehrere negative Auswirkungen auf unseren Körper:

  • Überschüssige Kohlenhydrate werden in Fettdepots gelagert. Unser Körper ist darauf programmiert, Energiespeicher “für später“ anzulegen. Ohne Gegenzusteuern wird dies unweigerlich zu Übergewicht führen.
  • Das Hormon Insulin wird bei der Verstoffwechslung von Kohlenhydraten ausgeschüttet. Wenn die Abstände zwischen den Nahrungsaufnahmen zu kurz werden und der Körper nicht mehr nachkommt, das Insulin abzubauen, entsteht Insulinresistenz. Dies wiederum hemmt den Fettstoffwechsel.
  • Weitere Begleiterscheinungen sind Müdigkeit, Unkonzentriertheit und stille Entzündungen, wobei die meisten darauf zurückzuführen sind, dass unser Körper permanent Energie für die Verdauung benötigt.

All diese Faktoren können zu Übergewicht führen, was wiederum die Entstehung von Diabetes Typ 2 begünstigen kann.

Wie kann Sport bei der Energiebilanz unterstützen?
Da anzunehmen ist, dass wir für körperliche Prozesse und unser Gehirn (im Grundumsatz) mehr oder weniger die gleiche Energie verbrauchen, ist die größte Variable in der Energiebilanz die Muskulatur bzw die körperliche Leistung. Sport kann dabei auf verschiedene Weisen unterstützen:

  1. Durch Ausdauertraining wird die Energiebilanz verbessert. Wir verbrauchen zusätzlich Energie beim Laufen oder Radfahren. Wir erhöhen somit den Energieverbrauch. Das wirkt auf der einen Seite präventiv gegen Übergewicht und auf der anderen Seite kann es den Blutzuckerspiegel kontrollieren.
  2. Durch Krafttraining wird die Muskelmasse im Körper erhöht. Dies hat einen positiven Einfluss auf den Energieverbrauch im Ruhezustand, weil Muskelzellen mehr Energie verbrauchen als Fettzellen.
  3. Eine noch bessere Wirkung auf den Fett- und Zuckerstoffwechsel und somit in weiterer Folge auf die Körpergewichtskontrolle hat Bewegung auf nüchternen Magen (2019 Studie finanziert und durchgeführt: The Physiological Society (UK), The Rank Prize Funds (UK) and the Allen Foundation Inc. (USA) waren beteiligt. Dafür sollten mindestens fünf Stunden vor der körperlichen Betätigung keine Speisen und Getränke konsumiert werden.

Als Personal Trainerin kann ich von einer Kundin bestätigen, dass sie durch regelmäßige Bewegung ihren Langzeitzucker stabilisieren konnte. Schon allein eine Stunde pro Woche moderates Kraftausdauertraining war dafür ausreichend.

Letztendlich ist die Rechnung ganz einfach: wir sollten unserem Körper nur so viel Energie mit Nahrung zuführen, wie wir an Energie durch die Aufrechterhaltung verschiedener körperlicher Prozesse im Grundumsatz und durch körperliche Betätigung im Leistungsumsatz verbrauchen.

Autorin: Silke Schermann
Dipl. Gesundheits- und Personaltrainerin

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